Wärmeplanung und Energieregionalwerk in Lohr

In ihrer Letzten Versammlung am vergangenen Donnerstag, diskutierten die Lohrer Grünen lebhaft über die kommunale Wärmeplanung und welche Maßnahmen zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wärmeerzeugung im Stadtgebiet ergriffen werden müssen.

Anhand des Beispiel der Stadt Wertheim ( Baden- Würtemberg), die ihre Wärmeplanung bereits unter Dach und Fach hat, erläuterte  die Architektin und Energieexpertin Sae Kyung von Stuckrad die Grundzüge der Wärmeplanung. Wertheim hat ähnliche Voraussetzungen wie Lohr von der Lage am Main, über Industrie; Besiedelung und Größe und lässt sich deshalb gut vergleichen.

Was ist eine kommunale Wärmeplanung?

Was steckt hinter der Kommunalen Wärmeplanung? Alle Kommunen sind durch das Wärmeplanungsgesetz verpflichtet bis 2028 eine umfassende Planung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung aus regenerativen Energien zu erstellen,  um die Klimaziele wirksam einhalten zu können. Das trifft in erster Linie den Gebäudesektor, der mit mehr als 50%  des gesamten Energieverbrauchs zu den größten CO2 Emmitenten zählt. Mehr als  80 % der Wärme wird mit fossilen Energieträgern wie Gas und Öl gedeckt, die hauptsächlich aus dem Ausland  bezogen werden. Hier muss dringend gehandelt werden, auch um Abhängigkeiten und hohe Preisschwankungen zu vermeiden.

Eigene Ideen entwickeln

Die Fakten sind zunächst ernüchternd, denn die kommunale Wärmeplanung wurde in Bayern bisher nicht umgesetzt. Die Staatlichen Förderungen wurden immer noch nicht geregelt, eine Finanzierung ist bis auf Weiteres nicht in Sicht. Diese Untätigkeit der Landespolitik darf aber auf keinen Fall dazu führen, die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Die Kommunen können auch ohne Förderung der Wärmeplanung Projekte umsetzen.

Aus den Reihen der Grünen kamen dazu etliche Vorschläge: Das vorhandene und seit Jahren vernachlässigte kleine Nahwärmenetz könnte Stück für Stück erweitert werden. Bisher sind nur wenige öffentliche Gebäude, wie das Rathaus, das Krankenhaus oder die Verwaltungsgemeinschaft   angeschlossen. Eine große Chance wurde bereits verpasst, das neugestaltete Brauereigelände mitanzuschließen, bedauern die Grünen.

Altstadtbewohner nicht alleine lassen

Das Nahwärmenetz wäre aber gerade für die Altstadtbewohner elementar wichtig, da es  so ziemlich die einzige Möglichkeit ist, zu einer halbwegs finanzierbaren und verlässlichen Wärmeversorgung zu gelangen. Wärmepumpen können meist aus Platzgründen nicht verbaut werden. PV- Anlagen auf Dächern sind bisher nicht genehmigungsfähig, da der Freistaat sein Gesetz immer noch nicht geändert hat. Balkone für kleine PV- Anlagen  sind oft nicht vorhanden.  Die Stadt Lohr darf ihre Altstadtbewohner  mit diesen Problemen nicht alleine lassen. Nahwärmenetze sind auch unabhängig förderfähig über Bundesmittel. Kleine dezentrale  Nahwärmenetzinseln müssen baldmöglichst im Bereich der Schulen, Seniorenheime oder kleinerer Stadtteile umgesetzt werden.

Die Abwärme aus großen Industriebetrieben könnte genutzt werden. Die Kläranlagen bieten ebenfalls vielfältige Möglichkeiten einer effektiven Wärmegewinnung. Der Main als großes Fließgewässer ließe sich geothermisch nutzen. Tiefengeothermie wäre ein weiteres Feld. Dazu wollen die Grünen im Herbst einen eigenen Vortrag anbieten.

Endlich anfangen

„Wir müssen endlich mal anfangen unsere Potentiale zu nutzen“, fordert Vorsitzende Bärbel Imhof. “Wir produzieren seit Jahren immer nur Pläne, wie z.B. den Energieplan Lohr  und viele  Absichtserklärungen, aber faktisch kommt nichts zur Umsetzung“ Auch kleine Schritte und Maßnahmen können ihren Beitrag leisten, sind sich die Grünen sicher.

Andere Kommunen machen es längst vor, wie es gehen könnte. Die Stadtwerke Haßfurt sind hier das beste Beispiel. Seit vielen Jahren setzt der Geschäftsführer auf erneuerbare Energien auf allen Ebenen und spart seinen Einwohnern inzwischen viel Geld.

Energieregionalwerk Main- Spessart

Nicht nur in der regenerativen Wärmeversorgung soll es vorangehen, sondern auch in der Stromerzeugung. Dazu sollen sich möglichst alle Kommunen zu einem  Regionalwerk unter dem Dach des Landkreises   zusammenschließen, führt  der Kreisvorsitzende Gerhard Kraft aus. Die Energiewende soll so interkommunal forciert und effizient unterstützt werden. Der Landkreis tritt hier als Koordinationsstelle, Vernetzer und Dienstleister für  kommunale Energieprojekte oder auch als Andockstelle für Energiegenossenschaftsinitiativen in Bürgerhand auf. Die kommunale Flächensicherung für Wind- und Solaranlagen müsse hier im Vordergrund stehen. Kraft: „Ein zukünftiges Regionalwerk muss in der Hand der Kommune sein, damit die regionale Wertschöpfung den Kommunen zugutekommt. Die Einbindung der im Landkreis bestehenden Bürgerenergiegenossenschaften ist zwingend erforderlich“.