Lohrer Stadtratsitzung vom 17.04.24 – Wortbeiträge von Wolfgang Weis (Stadtrat GRÜNE)

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TOP 6: Beteiligung der Stadt Lohr a.Main an der förmlichen Antragstellung für eine Biosphärenregion Spessart

Viele Beispiele zeigen es …
… ein Biosphärenreservat kann auf vielfältigste Art und Weise die Entwicklung einer Region fördern, da sage ich Ihnen nichts Neues.

Umso verstörender ist es, wenn man dann immer hören muss, das braucht es in unserer Region alles nicht.

Ja sogar eine ablehnende Haltung von unserem bayrischen Wirtschafts-, Jagd- und neuerdings auch zuständigen Minister für den bayrischen Staatswald erfährt.
Sprich unserem obersten Wirtschaftsförderer des Freistaates!

Das Ganze krankt auch daran, dass Ängste geschürt werden wegen 3 % Stilllegungsflächen und dass damit die Brennholzversorgung der lokalen Bevölkerung gefährdet sei.

Dabei ist im Umkehrschluss ist immer noch eine Nutzung auf sage und schreibe 97% der Fläche möglich.

Wer viel hat, sollte auch an zukünftige Generationen etwas weitergeben.
Lebensraumerhalt, Biodiversität, das muss es uns doch wert sein, dies bestmöglich weiter zu vererben.
Insbesondere für die großen staatlichen und kommunalen Wälder gilt dies.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten unbeirrt unseren Weg weiter beschreiten, wie wir ihn im Jahr 2017 gemeinsam beschlossen haben.
Ziel unseres damals einstimmigen Beschlusses war es, die Realisierung eines Biosphärenreservats voranzutreiben.

Wir haben uns bereits vor langer Zeit Gedanken zu Schutzflächen im Stadtwald gemacht und Parzellen im Umfang von 5% des Stadtwalds stillgelegt. Diese 200 ha sind weitaus mehr als die anvisierten 3% wie sie für ein Biosphärenreservat gefordert werden. Die Flächen, so wie wir sie vorhalten, sind echte Hotspots, unter vielfältigsten Aspekten ausgewählt nach
Waldgesellschaften
Lebensraumtypen
Waldaltersstadien
Waldentwicklungskriterien
Wasserschutzregionen
und vielem mehr

Also nicht einfach irgendwelche forstlich ausgelutschten Flächen, die nur dem Kriterium einer Mindestgröße entsprechen.

Wir sollten heute Abend einen Beschluss fassen und Hr. Neuner den Auftrag erteilen, mit diesen Stilllegungsflächen als Angebot unserer Stadt in die Abstimmung über die Ausgestaltung von Kernzonen in einem Biosphärenreservat zu gehen.

TOP 5 Vorstellung der Ergebnisse für die langfristige Forstbetriebsplanung (Forsteinrichtung) im Stadtwald Lohr a.Main

Mit dem uns vorgelegten Forsteinrichtungswerk haben wir wahrlich einen Forstwirtschaftsplan auf extrem hohen Niveau.

Ich wüsste nicht, wie viele Kommunen in Bayern bereits zum heutigen Zeitpunkt einen Integrierten Wirtschaftsplan haben?
Da muss man schon suchen!

Wem stehen bereits heute Naturschutzkarten für die Bewirtschaftung zur Verfügung?
Damit sind wir unserer Zeit wirklich einen Schritt voraus.

Der Stadtwald Lohr als Vorbildbetrieb macht seinem Ruf damit wieder einmal alle Ehre!

Was mich besonders beeindruckt ist,

  • dass wir mit dem Hiebsatz nicht an die Grenze des Zuwachses gehen, sondern Zurückhaltung üben
  • dass wir die Buchenbestände in der Altdurchforstung geschlossen halten und damit keine übermäßigen Trockenschäden provozieren,
  • dass wir in der Verjüngungsnutzung mit Femellücken arbeiten um stufige Bestandsstrukturen fördern und dadurch die Verjüngung von Mischbaumarten ermöglichen,
  • dass wir gezielt auf Biotopbaumnutzung verzichten und damit unser Totholzkonzept für die nächsten Jahrzehnte vorantreiben. Rauhfusskauz, Mittelspecht und Bechsteinfledermaus werden es uns danken.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Im Rahmen des Klimawandels ist Zurückhaltung bei der regulären Nutzung angesagt.

Nur so hat man entsprechende Puffer für unvorhergesehene größere Schadereignisse, die meines Erachtens unausweichlich kommen werden. Ich erinnere an den Sturm „Burglind“ oder die massiven Trockenschäden in den letzten Jahren, mit Borkenkäfer bei der Fichte und Lärche.

Nur so ist gewährleistet, dass nach Schadereignissen weiterhin kontinuierliche Erträge zur Verfügung stehen.

Mit guten Vorräten haben wir die notwendige Sicherheit in der künftigen Bewirtschaftung.

Zudem sind die Weichen so gestellt, dass in den städtischen Wäldern die Eiche nicht untergehen wird.

Ich möchte nicht versäumen, im Namen des Stadtrats dem AELF zu danken.
Sie haben es ermöglicht, dass die auf Vorschlag der städtischen Forstverwaltung in unseren Grundlagenbeschlüssen gefassten Anregungen zu sozialen und naturschutzfachlichen Belangen, zu 100% eingebracht werden konnten.

Dieses Forsteinrichtungswerk ist gelungen und vorausschauend.

Sehr geehrter Herr Raunecker, insbesondere auch Ihnen als Ersteller, unser aller Dank dafür!
Sie haben unsere Erwartungen voll erfüllt.

Wir haben mit diesem Forstwirtschaftsplan nachhaltig die Weichen für die nächsten 20 Jahre gestellt.

Lieber Michael Neuner, als Betriebsleiter hast du mit diesem Forstwirtschaftsplan Zahlen und Empfehlungen für eine erfolgreiche Bewirtschaftung unseres Stadtwaldes für die nächsten 20 Jahre an der Hand.

Mit solch einem Wirtschaftsplan als Handwerkszeug wird die künftige Arbeit viel Freude bereiten. Es bleibt nur zu wünschen übrig, dass nicht zu viele Schadereignisse in der Zukunft diesen Wunsch verwässern.