In der öffentlichen Stadtratssitzung am 10.12.2025 wurde der Antrag von
Bündnis 90/Die Grünen zum Abschluss eines Kooperationsvertrags zwischen der
Stadt Lohr und der AWO Lohr zur Sicherung und Förderung des Jugendzentrums
behandelt.
Hier Auszüge aus dem Statement des Fraktionsvorsitzenden Clemens Kracht:
„Das Jugendzentrum Lohr ist seit fast fünf Jahrzehnten ein Zuhause auf Zeit für viele
junge Menschen – ein offener Treffpunkt, eine Anlaufstelle in schwierigen Situationen
und ein verlässlicher Partner bei Ferienbetreuung und Jugendarbeit. Es ist nicht nur
ein Gebäude, sondern ein Stück gelebte Jugendkultur und Verantwortung der Stadt
gegenüber ihren Kindern und Jugendlichen. Angesichts des Hilferufs aus dem Juze
und der Unsicherheiten beim Träger AWO können wir nicht einfach zur
Tagesordnung übergehen – jetzt entscheidet sich, ob wir unser Versprechen an die
junge Generation einlösen.
Das Jugendzentrum arbeitet fachlich stark, steht aber strukturell und finanziell auf
wackeligen Füßen. Für das Team bedeutet das ständige Unsicherheit, für die
Jugendlichen das Risiko, ihren Ort zu verlieren. Gleichzeitig übernimmt das Juze
zentrale Aufgaben der offenen Jugendarbeit – vom Treffpunkt über Beratung bis zu
Ferienprogrammen. Diese Arbeit lebt von Vertrauen und Kontinuität – etwas, das die
Stadt kurzfristig nicht ersetzen kann.
Mit unserem Antrag fordern wir deshalb einen Kooperationsvertrag zwischen Stadt
und AWO. Ziel ist, Bestand und Weiterentwicklung des Juze langfristig zu sichern
und eine verlässliche Grundlage für alle Beteiligten zu schaffen. Die Verwaltung soll
zeitnah mit der AWO verhandeln und dem Stadtrat vor den Haushaltsberatungen
einen Vertragsentwurf vorlegen, damit Worte endlich in belastbare Strukturen
übersetzt werden.
Der Vertrag soll Eigentum, Nutzung und Pflichten bei Instandhaltung und
Modernisierung eindeutig regeln sowie die Finanzierung der laufenden
Betriebskosten sichern. Ein zusätzlicher Bedarf von rund 15.000 Euro jährlich wurde
genannt – eine Investition in Stabilität, Licht, Wärme und Sicherheit. Die
Personalkosten sollen wie bisher anteilig von Landkreis und Stadt getragen werden,
um Qualität und Kontinuität zu sichern.
Zudem sollte der Vertrag Aussagen zu Laufzeit, Kündigungsfristen und regelmäßiger
Evaluation enthalten, um partnerschaftlich auf Veränderungen reagieren zu können.
Wichtig ist ein kooperatives Vorgehen bei der Weiterentwicklung und eine
transparente Berichterstattung über die Arbeit des Juze – damit sichtbar bleibt, was
dort täglich geleistet wird.
Rechtlich ist die Lage klar: Das bayerische Ausführungsgesetz zu den
Sozialgesetzen und die Gemeindeordnung schreiben der Kommune Verantwortung
für Jugendarbeit zu. Politisch aber geht es um Glaubwürdigkeit. Die Stadt hat ihre
Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit deutlich erhöht – dieses Bekenntnis bleibt
unvollständig, wenn wir das Juze auf unsicherem Fundament stehen lassen.
Der Hilferuf aus dem Jugendzentrum zeigt: „Weiter so“ ist keine Option. Jugendliche,
Eltern und Mitarbeitende erwarten zu Recht ein klares Signal. Die Jugendarbeit in
Lohr darf nicht von Unsicherheiten abhängen, sondern braucht eine solide
Grundlage. Deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag, die Verwaltung
mit der Ausarbeitung eines Kooperationsvertrags mit der AWO zu beauftragen. Damit
übernehmen wir Verantwortung – konkret für die jungen Menschen, ihre Treffpunkte
und ihre Zukunft in unserer Stadt.“
In der Diskussion zeigte sich, dass ein vollumfänglicher Kooperationsvertrag wohl
nicht mehr vor den Haushaltsberatungen erarbeitet werden kann und eventuell einen
jährlichen Wirtschaftsplan nötig machen würde. Daher einigte sich der Stadtrat
darauf, dass die Stadt sich zunächst um die mietrechtlichen Fragen des Juze – etwa
die Rückbaupflicht – kümmert. Konkret wurde eine Änderung in Richtung
Erbbaurechtsvertrag in Aussicht gestellt. Der zuständige Ausschuss soll im neuen
Jahr dazu einen Vorschlag vorgelegt bekommen. Darüber hinaus kann dort über
mögliche Aufgabenübertragungen und weitere Unterstützungsmöglichkeiten beraten
werden.
Auch wenn der Antrag nicht umgesetzt werden konnte, begrüßt die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass nun Bewegung in die Sache gekommen ist.
Das Jugendzentrum braucht verlässliche Unterstützung durch die Stadt – dafür
werden wir uns weiter einsetzen.